im Nachhinein ist man schlauer..

Mein Lernen ist jetzt auch schon einige Jahre her, mit Anfang 20 war ich mit meiner CB400 auf dem Weg von meinem Vater nach Hause, dazu bin ich wie immer auf die Autobahn gefahren. Es dämmerte und wurde dunkler. Ich hatte es eilig und wollte nach Hause, habe also versucht alles aus der kleinen Maschine heraus zu holen was geht. Vor mir ein LKW der in seinem Tempo gleitet, ein blick über die Schulter, alles ist frei, also Gas bis zum Anschlag, Blinken und Rausziehen...
Mit sagenhaften 120km/h am LKW vorbei gezogen, plötzlich ein Schlag von hinten und einen Bruchteil später finde ich mich bei 100km/h neben dem LKW Reifen auf der rechten Seite, und links einem Sportwagen auf dessen Dach ich mich mit der linken Hand abstütze. Rechts drücke ich mich vom LKW ab. Irgendwie schaffe ich es die balance zu halten, der Autofahrer gibt wieder Gas und ich bin wieder frei, das Motorrad hat immer noch 90 km/h drauf. Der LKW Fahrer hält nicht an, der Wagen jedoch schon, ich fahre auf den Seitenstreifen.
Meine Fußraste ist verbogen, die Gangschaltung hat es extrem verbogen aber irgendwie ist die Maschine noch fahrbereit. Auf der Strecke war eigentlich 80km/h weil es eine nicht gut einzusehende lang gezogene links kurve ist. Der Autofahrer hatte einen Freund dabei und wollte den Wagen mal so richtig ausfahren und dabei habe der mich nicht gesehen, ich ihn auch nicht. Ich habe ihm mit meiner Fußraste zwischen Vorder und Hinterrad den Lack vollständig abgeschabt, beim Motorrad musste die Fußraste und der Schalthebel getauscht werden. Handys waren noch nicht wie heute so verbreitet, bei meinem der Akku leer, ich bin sehr vorsichtig nach hause gefahren.
weniger als eine Stunde später steht die Polizei vor meiner Tür, ich wäre angezeigt worden und hätte Fahrerflucht begangen! Der Mensch hat mich angezeigt, eine falsche Geschichte erzählt, hatte dafür aber einen Zeugen. Ich war alleine und niemand konnte meine Geschichte bestätigen. So wurde die Anzeige nicht weiter bearbeitet, aber meine Versicherung hat seinen Schaden gezahlt und ich bin auf den Kosten sitzen geblieben.
Seit diesem Ereignis habe ich immer ein aufgeladenes Mobiltelefon dabei, zumindest immer wenn ich mit Motorrad unterwegs bin.
Aber noch viel wichtiger: Wenn ich eine Situation nicht vollständig einschätzen kann, fahre ich eher passiv, dann habe ich die Gewissheit, dass ich ankommen werde, auch wenn es vielleicht zwei Minuten später ist..
Ich wünsche euch immer wieder gute und vor allem sicherer Fahrt, Grüße - Jan
(das Foto ist nicht von dem Geschehen)